Elmbury Cinnamon Teal - cocker-colours

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Elmbury Cinnamon Teal

Zobel


 
Im Showring: Dick Squier und sein "Elmbury Cinnamon Teal", den er 1976 aus England importiert hatte.  Fotos: Privatarchiv B. Titus-Langer


Zobel – zurück zu den Wurzeln
Teil 2: Can. Ch. „Elmbury Cinnamon Teal" – Seine wahre Geschichte
veröffentlicht in "Der Jagdspaniel" 06/09; Copyright.

Von Bianka Titus-Langer

„Lieber Dick, liebe Doris,
habt Ihr eigentlich die Fotos von den Welpen erhalten, und möchtet Ihr den kleinen Mann immer noch haben? (…) Er ist ein kleiner, lustiger Kerl und ganz bestimmt nicht black and tan, sondern brown/tan. Sie beide schauen herrlich aus, wenn die Sonne auf ihr Fell scheint, und der eine, den ich für Euch aufgehoben habe, ist der Bessere von beiden. Er hat eine gute Fangpartie, ist von guter Größe und hat einen wunderbaren Charakter. Eigentlich finde ich die Cocker immer ein bisschen schüchtern, aber dieser kleine Bursche ist extrovertiert und möchte, dass jeder ihn liebt. Ihr könnt gute Welpen von ihm bekommen, denn er geht auf die Linien ‚Merryborne’ und ‚Astrawin’ zurück. (…)"
[1]

Man schreibt den 25.Mai 1976, als Mrs. A.M. Jones (Kennel „Mittina", Malvern/England) diese Zeilen auf ihrer Schreibmaschine tippt. Den Brief  schickt sie in die USA. Empfänger sind Richard (Dick) und Doris Squier (Kennel „Squier’s", Randolph/Ohio) – Züchterfreunde, die bereits einige wertvolle Fieldspaniels aus Mrs. Jones’ Zwinger nach Amerika importiert hatten.

Austausch von Zuchthunden
„Dick Squier war ein Freund meiner Mutter. Er schickte ihr seit etwa 1967 American Cocker-Spaniels und sie gab ihm Field-Spaniels im Austausch dafür. Diese Rasse war in den USA ausgestorben und unsere Hunde begründeten die dortige Zucht neu", erinnert sich ihr Sohn, Roger Hall-Jones, in einer Email, die er am 20. April 2009 an mich geschickt hatte.

Mr. Hall-Jones ist ein ausgesprochener, jahrzehntelanger Kenner dieser seltenen Spanielrasse und sein Name ist eng mit dieser verknüpft. Roger Hall-Jones ist Richter und schrieb ein Standardwerk über Field-Spaniels „Head to Tail, Handbook of Fieldspaniels" (1977). Unter dem Zwingernamen „Elmbury" züchtete er hervorragende Fields, darunter berühmte Vererber, die die Zucht nachhaltig beeinflussten.

Bislang eher unbekannt war, dass Roger Hall-Jones auch englische Cocker-Spaniels züchtete. „Meine Mutter kaufte für mich von Mr. Gilbert Wood (Kennel „Rengil") eine rote Cockerhündin namens ‚Rengil Rachel’. Sie stammte aus der Linie von Mr. Dick Wylde’s ‚Eldwythe’-Kennel", schrieb mir Mr. Hall-Jones in seiner Email. Aus dieser Hündin zusammen mit dem schwarzen Rüden „Copsewood Classical Jazz" züchtete er die schwarze Hündin „Elmbury Black Satin" (geworfen am 24.8.1974).

Auf dem Foto: Elmbury Cinnamon Teal, als er das kanadische Championat erlangt hatte.    Foto: Privatarchiv Bianka Titus-Langer




"Copsewood Highland Fling"

Für ihren ersten Wurf nahm er wieder einen Deckrüden aus dem Zwinger von Mrs. Phelps. „Sie war eine Freundin meiner Mutter und wohnte hier in der Region", so Roger Hall-Jones. Als Deckrüden wählte er diesmal den roten „Copsewood Highland Fling". Der Wurf fiel am 16. Januar 1976 – darunter zwei vermeintliche black and tan Welpen, beides Rüden. Einer blieb im heimatlichen Zwinger als Deckrüde, der andere – beim Kennel Club als „Elmbury Cinnamon Teal" registriert – ging im Sommer 1976 in die USA zu Dick Squier.
Am 20. August 1976 schreibt Mrs. A.M. Jones einen weiteren Brief:

Überraschende Farbe
"Lieber Dick, liebe Doris,
(...) Ich hoffe, dass Ihr glücklich mit Teal seid. Seine Farbe ist wirklich eine Überraschung. Ich bin der Meinung, dass die beiden black/tan roans (Anmerkung schwarz-loh-schimmel) sind.

Es wird wirklich interessant, welche Farben sie vererben werden. (…) Ich denke, die seltsame Farbe kommt von dem Deckrüden, obwohl er bisher keinen einzigen black and tan Welpen gezeugt hat. Verschiedene Züchter hätten gerne ihre black-and-tan Rüden für meine Hündin zur Verfügung gestellt, um zu sehen, was für Welpen fallen, aber ich möchte zuerst noch einen Wurf mehr aus dieser Paarung haben, um sicherzugehen, dass es kein launischer, abnormer Zufalls war. Der Wurfbruder ist größer als Eurer und schwerer, aber nicht so hübsch. (…)
P.S.: Bitte lasst mich wissen, was die Englisch-Cocker-Züchter (Anmerkung: in USA) über Teal sagen."
[2]

Ein knappes halbes Jahr später folgt ein weiterer Brief.

„Lieber Dick,
anbei die mit Farbangaben versehene Ahnentafel.
Setze ihn (Anmerkung: „Elmbury Cinnamon Teal") für rote, schwarze oder black and tan Hündinnen ein. Er ist von bester Herkunft und seine Ahnentafel schließt die besten Blutlinien der Cockerzucht ein. Die ‚Astrawines’ haben black-and-tan-Linien in ihrer Zucht. Die ‚Andanas’ sind ebenso Züchter von Black and Tans. Viele der ‚Lochranzas’ gehen zurück auf ‚Lochranza London Tan’. Die ‘Sorbrooks’ haben ebenfalls black and tan gezüchtet, aber NIEMAND hat unsere ungewöhnliche Sorte von black and tan gezüchtet. Ich habe einen Wiederholungswurf geplant. Die Hündin wird voraussichtlich am 12. oder 13. Februar werfen.
Wenn sie dieselben Farben wirft, kann es keine abnorme Farbe oder Mutation sein, andererseits könnte sie auch ‚klares’ black and tan oder nur einfarbig werfen. Ich werde Euch wissen lassen, was herausgekommen ist, wenn die Welpen da sind.

Ich habe vor, den Rüden, den ich behalten habe, mit seiner Großmutter zu paaren, wenn sie läufig wird, was ich in nächster Zeit erwarte.
Unsere Farbe hat sich nicht verändert. Er ist leuchtend black and tan an den vorgeschriebenen Stellen, aber seine Decke ist unten (Anmerkung: an den Haarwurzeln) rot und sieht aus wie bei Dachshunden, die man ‚shaded red’ nennt. Er ist unter dem Rückenfell vollständig rot, aber sämtliche Haarspitzen laufen in schwarzer Farbe aus.
Mrs. Phelps, der der Deckrüde gehört, hatte niemals andere Farben gezüchtet als einfarbig schwarz oder rot, aber Mr. Wood, von dem wir ‚Rachel’ bekommen haben, hatte bei Gelegenheit einen black and tan gezüchtet. (…).
[3]

Ein Blick über den Atlantik
Was jedoch geschah in der Zwischenzeit in Amerika? Werfen wir einen Blick auf die andere Seite des Atlantiks.

Dick Squier machte genau dieselbe Feststellung wie Mrs. A.M. Jones. Also wendete er sich an eine Freundin, die black and tan Cocker züchtete. „Nicht lange nachdem Dick den jungen Hund gekauft hatte, rief er mich an und erzählte mir, dass sich die Farbe seines black and tan Welpens verändere. Er war sich nicht ganz sicher, was passierte, außer, dass die Fellhaare anfingen, zweifarbig zu werden – teils schwarz, teils rot", erinnert sich Kate Romanski, eine enge Freundin Dick Squiers. Sie selbst war eine ausgesprochene Black-and-tan-Züchterin und wie sie selbst sagt „große Verteidigerin dieser Farbe zu einer Zeit, als diese noch sehr selten in USA war." Kate Romanski: „Ich sagte Dick, dass der Hund kein echter Black and tan sein könne und die einzige Farbe, die mir aufgrund der genauen Beschreibung in den Sinn kam, war ‚sable’ – insofern der American Kennel Club  (AKC) niemals den Begriff ‚agouti’ benutzte, was eine andere Bezeichnung  für zweifarbiges Haar ist. Wie ich mich erinnere, nahmen wir Fotos einer meiner black and tan Hündinnen und Fotos von Cinnamon, schickten Haarproben beider Hunde an den AKC und man war einverstanden, Cinnamon Teal als ‚sable and tan’ zu registrieren, weil die Tan-Abzeichen keine zweifarbigen Haare aufwiesen. Sie blieben tan bzw. rot an den für Tan-Abzeichen üblichen Stellen. Im American Kennel Club Stud Book war Cinnemon allerdings nur als ‚sable" aufgeführt." [4]

Seit 1952 registriert der American Kennel Club nur noch Hunde, die im AKC Stud Book Register erscheinen, nachdem Rüden das erste Mal erfolgreich gedeckt oder Hündinnen ihren ersten Wurf zur Welt gebracht haben. Cinnamon’s erster Wurf wurde im November 1977 geboren. Dick Squier schrieb damals einen Brief an den American Kennel Club, in dem er in einer ausführlichen Begründung um Bestätigung bat, die ersten zobelfarbenen Welpen und deren Vater als zobel zu registrieren. [5] Cinnamons Name wurde in der März-Ausgabe 1978 des AKC Stud Books veröffentlicht, nachdem er seinen ersten Wurf gezeugt hatte.

Erste Niederlage im Showring

Vorher, im September 1977 stellte Dick Squier seinen Neuerwerb aus England das erste Mal der Öffentlichkeit vor. Er hatte den Rüden in der „Open Solid Color Dog class" auf der „Heart of Michigan English Cocker Spaniel Club Show" gemeldet. „Das werde ich niemals vergessen. Es war das erste Mal, dass ich Cinnamon in natura sah", erzählte mir Mrs. Romanski, die damals, wie sie sagt, einige „nette Fotos" machte. Kate Romanski erinnert sich: "Richter war damals James Edward Clark, der Mann von Anne Rogers Clark, eine der besten Richterinnen hier in den USA. Mr. Clark war letztendlich nicht beeindruckt – weder vom Hund noch der Farbe und ‚entschuldigte’ Dick und Cinnamon." (Anmerkung: Mrs. Romanski verwendet an dieser Stelle den Begriff „excused" und erklärt, dass ein solches Vorgehen den Richtern in USA vorbehalten sei. Es sei aber keineswegs mit einer Disqualifikation gleichzusetzen.) Dennoch war es die erste Niederlage, die Dick Squier einstecken musste.

Die zweite „Niederlage" folgte auf dem Fuß. „Es war das erste Mal, dass jeder den Rüden und seine seltsame Farbe sehen konnte und es gab jede Menge Gerede", so Mrs. Romanski über die Reaktion der amerikanischen Cockerszene. „Und das obwohl vorher bereits beim Amerikanischen Cockerspaniel einfarbige und mehrfarbige Zobel aufgetaucht waren." Und sie erzählt weiter: „Cinnamon gewann ein sogenanntes ‚five point major’ unter Georg Pugh in den USA und einige Einzelpunkte, aber erreichte niemals ein amerikanisches Championat." [4]
Foto: Schnappschuss aus dem Showring - bei welcher Ausstellung diese Aufnahme entstand ist unbekannt. Foto: Privatarchiv Bianka Titus-Langer


Böse Zungen behaupteten, dass Cinnamon Teal aus einer Paarung zwischen einem Englischen Cocker und einem Beagle stammen würde. „Während der Rüde hier lebte, gab es alle möglichen bösartigen Gerüchte und Lügen, die sich um ihn rankten. Einige sagten, er sei das Ergebnis einer Beagle-Englisch-Cocker-Spaniel-Kreuzung und so zogen die Gerüchte ihre Kreise. Ich bin kein Genetiker, aber ich bin ganz sicher, dass Cinammon ein reingezüchteter Englisch-Cocker war", so Kate Romanski. Und weiter: „Er war kompakt, kräftig – ganz im Gegensatz zu den leichtknochigen, eher rassigen in Amerika gezüchteten Englisch Cocker-Spaniels." [4]

Debatte flammte auf
Dr. Frances Greer hatte in ihrem Buch „Cocker Champions in Story and Pedigree, Volume 2" zobelfarbene Cocker erwähnt. Sie schreibt von einer „Debatte", die einige Jahre, bevor das Buch veröffentlicht worden sei, „aufgeflammt" sei. „Das Auftauchen von zobel und zobel-weißen Cockern schockte viele Züchter. Einige Jahre später kamen Gerüchte von jenen auf, die weder mit der Farbenvererbung der Rasse noch den Zuchtlinien jener Paarung vertraut waren, die den Wurf hervorgebracht hatte. Sie sagten, dass jene Cockerhündin aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Beagle gedeckt worden sei." [6] (Anmerkung: Dr. Frances Greer bezieht sich in ihrem Buch ausschließlich auf das Auftauchen der Zobelfarbe beim Amerikanischen Cockerspaniel.)

Frances Greer schreibt: „Dr. Little fand heraus, dass das Zobel-Gen beim Beagle fast nicht existent ist bzw. so selten, dass es unerheblich ist." [6] Im Folgenden verweist sie ausführlich auf die wissenschaftlichen Artikel von Dr. Little und Dr. Mel. Phillips, die schon in den frühen Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts die Existenz der Zobelfarbe beim Cocker-Spaniel nachgewiesen hatten. [6]

Verborgen in den Genen
„Grundsätzlich gilt – für beide Rassen, den Amerikanischen und den Englischen Cocker-Spaniel, die ja ursprünglich aus einer Rasse hervorgegangen waren – dass die rezessive Zobelfarbe in den Genen schon immer ein verborgenes Dasein führte", unterstreicht Mrs. Kate Romanski die Ausführungen ihrer 1993 verstorbenen, engen Freundin Dr. Frances Greer. „Die Farbe erschien hier bei den Amerikanischen Cockern viel früher, wie Frances schreibt. Aber wer weiß schon, ob die Farbe in all den Jahren nicht auch schon bei den britischen Hunden aufgetreten war und einfach falsch oder gar nicht registriert wurde", vermutet Mrs. Romanski.

Doch werfen wir einen weiteren Blick auf die Karriere „Cinnamon Teals". Allen Unkenrufen zum Trotz, gab Dick Squier nicht auf. Er war eine Kämpfernatur. Er liebte den Rüden. Kate Romanski erinnert sich: "Dick war sehr stolz auf den Rüden, ungeachtet all der anderen Zweifler", betont sie. „Dick war wirklich ein hartnäckiger Bursche und er stellte seinen Rüden weiterhin aus, bis er schließlich ein Kanadisches Championat gewann." [4]

Zuchteinsatz nur im eigenen Zwinger

Kate Romanski erzählte mir, dass Mr. Squier „Cinnamon Teals" Hüften hatte röntgen und seine Augen untersuchen lassen. „Eben alles, was man zur damaligen Zeit hinsichtlich der Gesundheit tun konnte." Trotzdem bezweifelt Mrs. Romanski, dass „irgendjemand anders außer Dick oder den Züchtern, die eine Hündin bei ihm gekauft hatten, den Rüden zur Zucht einsetzten". [4] Schade, denn er sei ein „bemerkenswerter, genetischer Anker und Glückstreffer" gewesen, wie mir Kate Romanski in einer ihrer zahlreichen Emails geschrieben hatte.

Doch Dick Squier glaubte stets an seinen Rüden. Und so fiel am 10. November 1977 in seinem Zwinger der erste Wurf nach Cinnamon Teal mit den ersten zobelfarbenen Welpen. [5]

Weitere Würfe folgten. In einer handschriftlichen Notiz ließ er seine Freundin Kate Romanski von Sheba’s zweitem Wurf mit Cinnamon wissen:
„Hi, Sheba hatte 8 Welpen (geb. am 9.7.1978) von Cinnamon:
2 sable and tan Rüden
1 sable and tan Hündin
3 schwarze Rüden
1 rote Hündin
1 roter Rüde
Alles in bester Ordnung"
[7]
Diese handschriftliche Notiz bestätigt, dass „Elmbury Cinnamon Teal" bereits in der ersten Generation seine außergwöhnliche Farbe weitervererbte. Dick Squier jedenfalls glaubte immer und unerschütterlich an seinen Rüden und baute mit ihm systematisch eine Zobelzucht mit guten Hunden auf.


Auf dem Bild: "Squier's Stroke of Dawn" - zobelfarbene Nachzucht aus dem Jahr 1984.      Privatarchiv: Bianka Titus-Langer


Bunter Zobelwelpe bei Dick Squier

Kate Romanski: „Es war interessant, denn ich glaube, dass ihn Dick sowohl einfarbigen als auch bunten Hündinnen zuführte und schließlich fiel in fast jedem Wurf ein zobel oder zobel mit loh-farbener Welpe. Ganz bestimmt war der Rüde ein dominanter Vererber für seine Farbe. Einst sah ich in Dicks Zwinger einen atemberaubenden bunten weiß-zobel Englisch-Cocker-Welpen." [4]

Dass „Cinnamon" offensichtlich auch bunt vererbte, belegt eine weitere handschriftliche Notiz Dick Squiers.

„(…)
Ich habe Cinnamon mit einer einfarbigen Roten aus einem Orangeschimmel-Rüden und einer roten Mutter gepaart.
7 Welpen
3 Schwarze
3 Rote
1 Schwarz-Weißer
Der Vater des Orangeschimmels ist schwarz-weiß.
Mrs. Jones sagt, das kann nicht sein. Es ist kein Schwarz-Weißer in seiner
(Anmerkung: Cinnamons)  Ahnenreihe. (…)" [7]

Doch soweit die Ahnentafel Cinnamon Teals zurückzuverfolgen ist – Mrs. Kate Romanski stellte mir ein 5-Generationen-Pedigree zur Verfügung – findet sich darin kein einziger zobelfarbener Cocker, geschweige denn ein mehrfarbiger.  

In einer Email an mich machte Roger Hall-Jones zu dieser Ahnentafel einige Anmerkungen:
„Das Pedigree ist sehr interessant. (…) Die Linie von Mr. Gilbert Wood, Kennel ‚Rengil’ geht auf Mr. Dick Wylde’s ‚Eldwythe’-Kennel zurück. Diese Hunde waren wohl schwarz. Großvater und Großmutter mütterlicherseits kamen aus der Zucht von Mrs. Irene Martins ‚Merryborne’-Kennel. Alle waren über viele Jahre sehr erfolgreiche Züchter. Um auf den Deckrüden zurückzukommen, weiß ich nichts über seine Mutter, außer dass ihre Linie auf eine regionale Zucht zurückgeht. Sein Vater war aus Mrs. Edna Walkers ‚Valrai’-Kennel aus Pershore und ich sehe, dass dessen Vater aus Mrs. Camerons ‚Lochnell’-Kennel kam. Die Lochnell-Cockers waren ausschließlich rot oder golden."

"Copsewood Sunkist Tanette"
Das Gen für die Zobel-Farbe – und auch die bunte Farbe – muss sich also über viele Generationen hinweg weitervererbt haben. Ob man jemals konkretisieren kann, woher das Zobel-Gen kam, ist tatsächlich die große Frage. Mit einer Vermutung jedoch scheint die Züchterin Mrs. A.M. Jones Recht zu haben. Das Zobel-Gen geht wahrscheinlich auf die Vaterseite, also den roten Rüden „Copsewood Highland Fling" zurück.* Wenige Jahre nach der Geburt seiner beiden Zobelwelpen im Zwinger „Elmbury" folgte in seinem Heimatzwinger aus der Zuchthündin „Kinfayre Andante" die zobelfarbene Hündin „Copsewood Sunkist Tanette" (geworfen am 7.4.1979). [8]

Auch diese Hündin vererbte ihre Farbe weiter. Zusammen mit dem roten Rüden „Valrai Sir Echo" warf sie am 6.12.1980 die zobelfarbene Hündin „Amber Jet of Santenae". Diese wiederum brachte zusammen mit dem schwarzen Rüden „Sorbrook Timothy Grass" am 18.11.1982 die Zobelhündin „Santenae Amiable Amy" zur Welt. [8] Dann verlieren sich die Spuren im Nichts. Theoretisch ist es jedoch möglich, dass es noch Nachfahren dieser Zuchtlinie gibt.

Die Informationen, ob die weiteren Zuchtversuche von Mrs. A.M. Jones von Erfolg gekrönt waren, und ob Cinnamons Bruder jemals zur Zucht eingesetzt wurde, scheinen leider für immer verloren zu sein.

1985, neun Jahre nachdem Cinnamon geboren worden war, schickte Dick Squier ein Pärchen zobelfarbener Hündinnen nach Deutschland. [9] Fünf Jahre später folgten ein zobelfarbener Rüde und eine zobelfarbene Hündin in einen zweiten deutschen Zwinger. [10]

Auf diese Cocker - und natürlich Elmbury Cinnamon Teal, den "Obo" der Zobelfarbenen! - geht die gesamte zobelfarbene Cockerzucht in Europa zurück. Dies ist sicherlich den Charaktereigenschaften Dick Squiers geschuldet – seiner Ausdauer und vor allem seinem Mut, gegen den Trend zu schwimmen. Dazu seine Freundin, Kate  Romaski: „Aufgrund seiner festen Überzeugung hatte er die Courage, Cinnamon weiterhin auszustellen und ihn für die Zucht einzusetzen." [4] Und weiter: „Dick liebte seine Hunde und war ein großer Förderer der Rasse. " [4] Mir schrieb sie erst kürzlich: „Dick war Ehrenmitglied des English Cocker-Spaniel Club of America, bis er am 17.2.2008 im Alter von 86 Jahren starb. Dick war ein rundum guter Mensch, und alle von uns, denen er in seinem Leben begegnete, waren glücklich, ihn zu kennen. Ich weiß nur zu gut, dass er in all den Jahren immer daran interessiert war, etwas über die Zobel in Deutschland und Europa zu erfahren."
Auf dem Foto: Zwei Junghunde geworfen 1978.     Foto: Privatarchiv Bianka Titus-Langer


Zwingerarchiv für immer verloren?

Trotz des umfangreichen Materials, das mir Mrs. Romanski zur Verfügung gestellt hat, bleiben einige Fragen offen. „Ich habe keine Ahnung, was mit seinen Zwingerdokumenten und all den Dingen passiert ist", bedauert Kate Romanski. In ihrem Brief an ihre kanadische Freundin schreibt sie: „Dick hat mir einst gesagt, dass er gefrorenes Sperma von Cinnamon hat und ich hatte irgendwie die Hoffnung, dass der Club – wenn er sein Gefrierspermaverzeichnis veröffentlicht – Cinnamon der Liste zufügen würde. Doch ich habe seinen Namen niemals gelesen." [4]

Jedenfalls eines kann zusammenfassend gesagt werden, Cinnamon war zu seinen Lebzeiten in Amerika als Zuchthund nicht gefragt, einfach nicht „in Mode", wie es Kate Romanski ausdrückt. „Er gehörte nicht der richtigen Person. Und obgleich ihn einige wenige von uns und natürlich sein Züchter verteidigten – wir waren in der Minderheit." [4]

Als Dick Squier aufgrund von Alter und Krankheit seinen Zwinger auflöste, verschwanden nach und nach auch die Squier’s-Zuchthunde von der Bildfläche. Als er seinen Lebensabend in einer Seniorenresidenz verbrachte, hatte er stets einen interessierten Blick auf die Zobelzucht in Deutschland. Sicher war ihm bewusst, dass wahrscheinlich die gesamte Zobelzucht in ganz Europa auf seinen Rüden „Elmbury Cinnamon Teal" zurückgeht.


Schnappschüsse aus dem Zwinger "Squier's" mit dem aus England erworbenen "Elmbury Cinnamon Teal" - auf dem Bild rechts im Hintergrund, hinter dem Zaun,
ein weiterer Zobelfarbener, wahrscheinlich eine erste Nachzucht des zobelfarbenen Deckrüdens. Fotos copyright: Privatarchiv Bianka Titus-Langer






*Anmerkung:
Sollte die Vermutung stimmen, dass der rote Rüde „Copsewood Higland Fling" das Zobelgen trug und weitervererbte – es deutet wirklich alles darauf hin – wäre eine logische Überlegung, dass Copsewood Highland Fling die Farbe goldzobel hatte und optisch einfach rot erschien.

Quellennachweis:
[1] Brief vom 25. Mai 1976 von Mrs. A.M. Jones, Malvern/Worcestershire, UK an Dick und Doris Squier, Randolph/Ohio, USA; aus dem Privatarchiv von Mrs. Kate  Romanski
[2] Brief vom 20. August 1976 von Mrs. A.M. Jones, Malvern/Worcestershire, UK an Dick und Doris Squier, Randolph/Ohio, USA; aus dem Privatarchiv von Mrs. Kate  Romanski
[3] Brief vom 25. Januar 1977 von Mrs. A.M. Jones, Malvern/Worcestershire, UK an Dick und Doris Squier, Randolph/Ohio, USA; aus dem Privatarchiv von Mrs. Kate Romanski
[4] Brief vom 24.3.2005 von Mrs. Kate Romanski an eine inzwischen verstorbene Freundin in Kanada;
[5] Brief vom 13. Januar 1978 von Mr. Richard Squier an den American Kennel Club, Miss Leila Sears; aus dem Privatarchiv on Mrs. Kate Romanski
[6]  Dr.  Frances Greer/ Norman Austin, „Cocker Champions in Story and Pedigree, Volume 2", 1983; Seite 33-40.
[7] Handschriftliche Notiz vom 7.12.1978 von Mr. Richard Squier an Mrs. Kate D. Romanski; Privatarchiv Mrs. Kate Romanski
[8]
www.gloriette-artemis.net/index.php (24.09.2009)
[9] Spaniel-Zuchtbuch, Band 1985; Seite 258, SpZB 2792/85 Squier’s Little Surprise, zobel, geworfen am 19. Mai 1985 und SpZB 2793/85 Squier’s Secret Wonder, zobel, geworfen am 9. Juni 1985
[10] Spaniel-Zuchtbuch, Band 1990; Seiten 187 und 188, SpZB 1635/90 Squier’s Harlekin, zobel, geboren am 5. April 1990 und SpZB 1636/90 Squier’s Ohio Buckeye, zobel, geboren am 29. Mai 1990


Danksagung: An dieser Stelle möchte ich  Mrs. Kate Romanski – Cocker-Züchterin (Zwinger "Merrydown"), Ahnenforscherin und langjährige Secretary des English Cocker Spaniel Club of America –  herzlichen Dank für ihre Mühe, unendliche Geduld und ihre große Unterstützung sagen. Ohne ihre Mithilfe wäre dieser Artikel über „Elmbury Cinnamon Teal" niemals entstanden. Mrs. Romanski stellte mir nicht nur wertvolle Briefe aus ihrem Privatarchiv, Fotos und die Kopien wichtiger Ahnentafeln zur Verfügung, sondern erzählte mir en Detail auch die Geschichte dieses außergewöhnlichen Rüdens. Sie hatte mir geschrieben: „Ich hoffe, dass diese Unterlagen helfen werden, Dir und anderen die wahre Geschichte zu erzählen, wie sich zobelfarbene Englisch Cocker-Spaniels zunächst hier in USA etablierten." Liebe Kate, Du hast mein Wissen ungeheuer bereichert. Tausend Dank dafür!

Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle auch an Herrn Bruno Richter, der mir aus seinem Privatarchiv ein bislang unbekanntes Dia von Dick Squier mit „Elmbury Cinnamon Teal" zur Verfügung stellte, das ihm Mr. Squier vor Jahrzehnten zugeschickt hatte.  Mrs. Romanski schrieb mir, dass sie dieses Bild selbst zuvor noch nie gesehen habe und es das beste sei, das sie von Cinnamon kenne.
Danke auch an Mr. Roger Hall-Jones, Züchter von „Elmbury Cinnamon Teal", mit dem ich per Mail in Kontakt stand und der mir seine Erinnerungen mitteilte. Er ließ mich einen Blick ins Fotoalbum seiner Mutter werfen, indem er mir wertvolle Farbkopien zuschickte.













 
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